- Biografie - Mary de Rachewiltz antwortet auf die autobiografischen Texte ihres Vaters Ezra Pound. Sie ergänzt seine Geschichten um ihre Perspektive und stellt dadurch ihre eigene Geschichte richtig. Ein Hörspiel von Klaudia Ruschkowski. Mary de Rachewiltz kam am 9. Juli 1925 im Südtiroler Brixen als uneheliche Tochter des Dichters Ezra Pound und der amerikanischen Geigerin Olga Rudge zur Welt. Eine Ehe kam nicht in Frage, Pound war verheiratet, Rudge stand am Beginn ihre Karriere. Mary wuchs zunächst als Pflegekind in einer Bauernfamilie im Tiroler Pustertal auf, wurde aber allmählich in das Leben der Eltern in Venedig einbezogen. Zwischen Vater und Tochter entwickelte sich ein enges Verhältnis. Pound vertraute ihr schließlich die Übersetzung seiner "Cantos" an. Auf seine autobiografischen "Indiscretions" antwortete Mary 1971 mit dem Buch "Discretions".
Kriminalhörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Georges Simenon. Eine sturmgepeitschte November-Nacht: Eine Familie diniert in ihrer bescheidenen Villa am Rande von Paris. Man schweigt sich an. Wie immer. Hier redet keiner mit keinem. Die Mutter verzieht sich nach ihren Alkohol-Exzessen und Migräneattacken oft tagelang in´s Bett. Der Vater verbarrikadiert sich nach Dienstschluss in seinem Arbeitszimmer, und auch die beiden Kinder flüchten sich in ihre eigenen Welten. Wie eine schwere Hypothek lastet die Mutter auf der Familie. Nur das hübsche, lebenshungrige spanische Hausmädchen scheint ein wenig Licht in die familiäre Ödnis zu zaubern, doch verschwindet sie von einem Tag auf den anderen spurlos von der Bildfläche...Keine Leiche, kein ermittelnder Kommissar, kein überführter Täter. Nur der Hörer ahnt, was in jener sturmgepeitschten Novembernacht geschah.
"Das machen wir doch nie", beschwert sich Paul. Was ist nur mit Mama los? Plötzlich hat sie eine neue Frisur, ist ständig in der Stadt unterwegs und als Vater am Wochenende zu einem Kongress fährt, da will sie auch verreisen - aber alleine, ohne die Kinder. Paul will wissen, was sie vorhat. Er fährt ihr nach und findet sie mitten unter Wölfen wieder.
Eine öde Kleinstadt, irgendwo in Québec oder Deutschland oder anderswo. Von der Metropole dorthin katapultiert zu werden, die Mutter in einer Klinik, der Vater mit sich selbst und der Organisation des neuen Lebensumfeldes beschäftigt, empfindet der 16-jährige Protagonist des Hörspiels als Schock. Noch dazu ist Hochsommer, alle sind in Ferien, außer denen, die sich keine leisten können. Wie die 16-jährige Greta. Und wie der neue Nachbar von Vater und Sohn, der Musik aus Geräuschen komponiert und als einziger offene Ohren für die Nöte des jungen Mannes zu haben scheint - oder ist er eigentlich gefährlich, wie Greta vermutet? Sébastien David erzählt präzise und nachvollziehbar von jugendlicher Langeweile, Verlorenheit, auch Sprachlosigkeit und ihren manchmal zerstörerischen Auswirkungen.
-Collage- "Fotografieren Sie die Seriennummer auf der Unterseite von Olga La Fong!". Es gibt gewiss leichtere Arbeitsaufträge. Und wenn dann auch noch dichtende Schaffner das Ausführen dieser Anweisung erschweren, ist die Katastrophe schnell perfekt. // Von Eugen Egner / Komposition: Sonorfeo / Regie: Annette Berger / WDR 2008
Verbrechen, Verschwörung, die Nacht - Elemente des Fragments "Die Polizey" von Friedrich Schiller, entstanden kurz vor seinem Tod. "Die Bosheit kann sie zum Werkzeug brauchen, der Unschuldige kann durch sie leiden, sie ist oft genötigt, schlimme Werkzeuge zu gebrauchen."
Die Französische Revolution im Rücken zeichnet Schiller Paris als Stadt mit zwei Gesichtern, die auch die Polizei als Maske zu tragen weiß. Bereits zur Geburtsstunde der modernen Polizei sucht er hellsichtig nach der Verflechtung von kriminellem Geschehen und polizeilicher Arbeit, er ahnt den Graubereich, in dem die Polizei tätig ist. Heute schreiben sich diese Verbindungen aufs Heikelste fort, wenn V-Leute Verhaftungen vereiteln und Rechtsextremisten im Sicherheitsapparat keine Seltenheit zu sein scheinen. Macht sich die Polizei zum Freund und Helfer der Falschen?
Der Klassiker der Dystopie über die Gefahren totalitärer Systeme. "Bombastisch und behutsam, betörend und ernüchternd. Perfektes Hör-Kino!" (Jurybegründung) | Nach dem gleichnamigen Roman | Aus dem Russischen von Gisela Drohla | Komposition: Raphael Thöne | Hörspielbearbeitung: Ben Neumann | Regie: Christoph Kalkowski | Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR | Leitung: Jonathan Stockhammer | Chor: Collegium Musicum | Produktion: SWR 2014
In einem Fischbauch treffen sich vier Dinge: ein Zinnsoldat, der nur ein Bein hat; eine eingebildete Stopfnadel, die sich für eine Nähnadel hält; ein Heringskopf, der von selber leuchtet; und ein Silberschilling, der keinen Wert mehr hat. Alle vier sind sie verlorengegangen. Und ein jedes Ding hat seine Geschichte: Der Zinnsoldat liebt eine kleine Tänzerin aus Papier. Die Stopfnadel ging zu Bruch, als sie einen Pantoffel stopfen musste. Der Heringskopf sah schon gute Chancen, Nachfolger einer alten Straßenlaterne zu werden, aber der Straßenfeger kehrte ihn in den Rinnstein. Und der Silberschilling war lange Zeit im Ausland, wo er wie Falschgeld behandelt wurde. Am Ende galt er auch im eigenen Land nichts mehr. Nun sitzen alle vier im Fischbauch und fragen sich: Wie kommen wir da wieder raus?
- Sound Art - Die beiden Musiker Thomas Ankersmit und Valerio Tricoli begeben sich in den stillgelegten Lauschkomplex auf dem Teufelsberg am Rande von Berlin und spielen vor Ort mit den metaphorischen und akustischen Resonanzen. Unter dem Namen "Echelon" betreibt der amerikanische Geheimdienst National Security Agency seit Jahrzehnten ein weltweites Abhörnetzwerk. Dessen Antennen und Sensoren sind in der Regel unter großen weißen Kuppeln verborgen.
-Krimi-Satire- "Eine ertrunkene, kopflose Leiche - nackt in der Spitze einer Tanne? Sowas löse ich zwischen Kakao mit Schuss und Zigarette in der Badewanne", sagt Kriminalhauptkommissar Brahms (Dietmar Bär). Sein Ego ist groß und er klärt mit großem Vergnügen die vertracktesten Mordfälle auf. // Von Kai Magnus Sting / Regie: Thomas Leutzbach / WDR 2022
Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Maylis de Kerangal. Der 19-jährige Simon wird auf der Heimfahrt mit Freunden nach einem beglückenden Surf-Erlebnis bei einem Unfall schwer verletzt. Als man ihn aus dem Autowrack zieht, schlägt sein Herz zwar noch, aber der Hirntod ist bereits eingetreten. Im Krankenhaus wird sogleich eine mögliche Organtransplantation ins Auge gefasst. Ab jetzt beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Die Eltern werden an das Bett ihres Jungen gerufen, um ihr Einverständnis zu geben. Wie sollen sie den Tod begreifen können, wenn das Herz ihres Kindes noch schlägt? Wie kann ein Vater, eine Mutter, in der Lage sein, die anstehende endgültige Entscheidung über Leben und Tod zu fällen, um damit ein fremdes Leben zu retten?